Das GröschlerHaus Jever wurde im Jahr 2014 gegründet. So überrascht es nicht groß, dass der ehrenamtliche Arbeitskreis GröschlerHaus im Jeverländischen Altertums- und Heimatverein zum zehnjährigen Bestehen des „Zentrums für jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region“ in Jever besonders viele Veranstaltungen auf die Beine stellte. Der Blick zurück auf die Geschichte der eigenen Einrichtung nahm allerdings nur einen kleinen Raum ein, es dominierten die aktuellen zeitgeschichtlichen Aspekte von Gegenwart und Vergangenheit.
Das GröschlerHaus bot im Jahr 2024 zwölf eigene öffentliche Veranstaltungen an, dazu noch weitere fünf weiter in Kooperation mit Partnern wie Kino-Freunde Friesland, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit oder LOK Jever. Hierdurch und die festen sowie besonderen Öffnungszeiten der Daueraustellung wurden insgesamt 1.900 Menschen erreicht. Das sind sogar etwas mehr als im letzten Vor-Corona-Jahr 2019. Als Magnet fürs GröschlerHaus erweist sich die Ende 2023 in Betrieb genommene virtuelle Rekonstruktion der Synagoge von Jever. Außerdem unterstützte der Arbeitkreis Veranstaltungen anderer Initiativen durch Beratung.
Höhepunkt war der 14. September 2024 mit der sehr gut besuchten Podiumsdiskussion über die Zukunft des GröschlerHauses im GröschlerHaus und dem anschließenden Themenabend „Musik und Geschichte(n)“ im LOK-Kulturzentrum. Hierzu waren aus dem Ausland auch Nachfahren von jüdischen Einwohnern Jevers angereist. Darunter befanden sich der Elektrogitarrist Oli Rumens aus Northampton, ein Urenkel des Haus-Namensgebers Julius Gröschler, und der New Yorker Flötist Stephen C. Josephs, dessen Vater in Jever geboren wurde und den Holocaust in den Niederlanden überlebte. Zusammen mit der Combo Andrae / Bahlmann / Harjes erklang die neueste Komposition von Josephs „Pines of Westerbork.“
Andere Veranstaltungen beschäftigten sich unter anderem mit den aktuellen Formen von Antisemitismus (Dr. Elke Gryglewsi), der Situation von Afro-Deutschen in unserer Region (Wilma Nyari), den Parallelen und Unterschieden zwischen Weimar und heute (Hartmut Peters), einem von den Nationalsozialisten verbotenen Roman (Mitko Schädel), der aktuellen Situation in Israel nach dem Überfall der Hamas (Dr. Ruth Eitan) und der Initiative Erinnerungsorte in Friesland (Dr. Antje Sander).
Mit der Vorführung des Films „Tigersprung“ (Boaz Kaizman) über die Freundschaft zwischen einem nichtjüdischen Radrennfahrweltmeister und seinem jüdischen Promoter versuchte das GröschlerHaus erneut, die Vereine dazu anzuregen, ihre NS-Geschichte aufzuarbeiten. Solches ist in Bezug auf die Freiwillige Feuerwehr inzwischen insofern gelungen, als Stadtbrandmeister Dr. Dirk Hellberg beim Pogrom-Gedenken am 9. November die Rede hielt und in ihr auch die unrühmliche Rolle der Feuerwehr bei der Niederbrennung der Synagoge 1938 thematisierte.
Bei der Demonstration gegen Rechtsextremismus auf dem Alten Markt am 27. Januar 2024 (Holocaust-Gedenktag) war der Arbeitskreis mit einem Redebeitrag beteiligt. An diesem Tag gestalteten außerdem Schülerinnen und Schüler des Mariengymnasiums ein würdiges Gedenken am Memorial für die ermordeten Juden Jevers in der Fr. Marienstraße. Eine wohl fast einmalige Ehre war es, dass auf Einladung der Grafschaft Northampton die Arbeitskreis-Mitglieder Uta Esselborn und Volker Landig nach England fuhren und Volker Landig im Festsaal von Northampton die Rede zum dortigen Holocaust-Gendenktag halten konnte.
Die Internetzeitschrift www.groeschlerhaus.eu – gleichzeitig auch Website des GröschlerHauses – ging im Januar 2015 ins Netz und blickt nun gleichfalls auf zehn Jahre Arbeit zurück. 50.000 Besucher riefen im letzten Jahr die Seite auf – eine stabile Bilanz im Verhältnis zu den Vorjahren. Die Mitarbeiter Holger Frerichs und Hartmut Peters beantworten regelmäßig Anfragen aus dem In- und Ausland zu geschichtlichen und biografischen Fragen und stellen für Publikationen Abbildungen zur Verfügung.
Das GröschlerHaus bekommt nach wie vor verlässliche Unterstützung durch den Landkreis Friesland, die Stadt Jever, die Heeren-Stiftung, das Schloss-Museum, den Jeverländischen Altertums- und Heimatverein, das Netzwerk der Kooperationspartner sowie von vielen Förderern aus der Geschäftswelt, der Zivilgesellschaft und der Politik. Ohne sie könnte die Geschichtsarbeit, die Arbeit für die demokratische Gegenwart und Zukunft ist, ideell und materiell gar nicht aufrechterhalten und weiterentwickelt werden.
Im Jahr 2025 soll die Struktur der Kontakte zu den Schulen im Focus stehen. Hier ist noch Luft nach oben. Die Veranstaltungsreihe für 2025 wird gerade entwickelt. Es soll u.a. um den 80. Jahrestag der Befreiung von Ausschwitz am 27. Januar, das Kriegsende vor 80 Jahren in Mai und im Herbst um jüdisches Leben in Jever in der Nachkriegszeit gehen. Auch ein Songfestival mit aktuellem Thema ist in der Pipeline. H. Peters, 2. Jan.2025