Bertha Gröschler

Bertha Gröschler (links) mit ihrer Schwester Erna, ca. 1914 (Sammlung J. Greening)

27.September 1890 Jever – 29. März 1942 Lodz, Ghetto

Eltern: Simon Gröschler (1850 Bochnia/Kleinpolen – 1938 Jever), Amalie Gröschler geb. Cohn (1853 – 1931 Jever)

Wohnort in Jever: Albanistraße 5, Villa der Eltern Ecke Mooshütter Weg / Anton-Günther-Straße

Bertha Gröschler war eines von drei Kindern aus der zweiten Ehe des jeverschen Kaufmanns Simon Gröschler. Aus der ersten Ehe des Vaters mit Röschen Baumgarten (1849 Gehaus – 1888 Jever) hatte sie vier Halbgeschwister. Sie litt unter psychischen Beeinträchtigungen und arbeitete als Haustochter im Haushalt der Eltern, zuerst in der Albanistraße 5, dann in der Ruhestandsvilla Mooshütter Weg / Ecke Anton-Günther-Straße. Hier kümmerte sie sich auch um den Garten.

Die Halbbrüder Hermann (1880 Jever – 1944 KZ Bergen-Belsen) und Julius Gröschler (1884 Jever – 1944 Auschwitz) übernahmen um 1910 die vom Vater 1878 in Jever begründete, erfolgreiche Firma „S. Gröschler KG“, die Bettfedern aufbereitete und mit Altstoffen handelte. Nach dem Tod des Vaters im Januar 1938 lebte Bertha Gröschler von den Bezügen einer testamentarisch verfügten, lebenslangen Rente. Im März 1938 zog sie in das jüdische Altersheim in Varel, Schüttingstraße 13.

Am 10.11.1938 (Pogromnacht) wurden die in Varel noch lebenden 20 Juden von der SA ins Polizeigefängnis verschleppt. Zuvor sperrten die SA-Leute die Bewohner des Altersheims in ein Zimmer ein, durchsuchten das gesamte Haus, zerstörten alle Fensterscheiben, zerschnitten Polstermöbel und entwendeten Bargeld und Wertgegenstände. Bertha Gröschler wurde nach einigen Stunden nach Hause entlassen.

Am 22.10.1941 wurde sie mit fünf weiteren Bewohnern des Heims von der Gestapoleitstelle Wilhelmshaven zunächst mit einem Bus zu einem Sammelpunkt in Emden und von dort am 23.10.1941 mit 121 weiteren Juden per Reichbahn nach Berlin verschleppt. Vom Güterbahnhof Berlin-Grunewald begann am folgenden Tag die Deportation in das Ghetto von Lodz. Dort starb Bertha Gröschler am 29.3.1942  im sogenannten „Greisenheim II“, vermutlich an Unterernährung.  

Auf dem 1996 errichteten Mahnmal für die ermordeten Juden Jevers in der Frl. Marienstraße wird an sie folgendermaßen erinnert: „Bertha Gröschler – 1942 Lodz“. Weitere Informationen in: Holger Frerichs: Spurensuche: Das jüdische Altenheim in Varel 1937-1942. – Jever: Hermann Lüers, 2012

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