11. Januar 1893 Jever – 30. Juli 1941 Hamburg
Eltern: Julius Gutentag (1854 Jever – 1909 Jever), Rahel Gutentag geb. Schwabe (1853 Jever – 1932 Jever)
Wohnort in Jever: Mühlenstraße 33
Rudolf Gutentag war zusammen mit seinem Bruder Alexander Inhaber der Bau- und Brennstofffirma Julius Gutentag & Sohn, Mühlenstraße 31-35, mit einer Zweigniederlassung in Wilhelmshaven.
Gutentag war Mitglied des Vorstands der jüdischen Gemeinde von Jever und leitete den jeverschen Synagogenchor, der auch in anderen Synagogen auftrat. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde auch sein alteingesessener Betrieb boykottiert, 1939 geschlossen und das Grundstück zwangsverkauft. Beim Novemberpogrom 1938 verschleppten ihn die Nationalsozialisten wie die anderen jüdischen Männer Jevers für mehrere Wochen ins KZ Sachsenhausen.
Im März 1940 hatte Gutentag als stellvertretender Vorsitzender der Gemeinde – unter Todesdrohung – die Zwangsumsiedlung der jüdischen Einwohner Jevers in deutsche Großstädte zu organisieren. Es gelang ihm noch, eine Versteigerung der zurückbleibenden Möbel zu Gunsten der Besitzer durchzuführen. Vgl.: https://www.groeschlerhaus.eu/forschung/jever-und-umgebung/die-vertreibung-der-jeverschen-juden-und-die-judenmoebel-auktion-in-der-bahnhofshalle-im-maerz-1940/
Rudolf Gutentag kam nach der Vertreibung aus Jever 1940 im Hamburger „Judenhaus“ Brahmsallee 17 unter.
Er war der Mittelpunkt der zwanzig aus Jever in die Hansestadt vertriebenen Juden, wie Jeanette Cohn (1869 Hooksiel – 1943 Theresienstadt) in einem Brief an Hermann Hartog (1887 Aurich – 1942 Auschwitz) vom 13.10.1941 schildert:
„War unser guter Berater in jeder Weise, kam so oft zu uns und trank eine Tasse Tee und ordnete alles für uns, er arbeitete ja ehrenamtlich für die Gemeinde. So beliebt wie er in Jever war, war er auch hier, so angesehen. Das zeigte sich auch bei der Beerdigung, die ganze Teilnahme, wohl 100 Personen waren da. So wie es in Jever Sitte war, wurde der Verstorbene von den jeverschen Herrn zu Grabe getragen.“ (Sammlung Hepburn, Brighton)
Am 30.7.1941, kurz vor Beginn der Deportationen, starb Rudolf Gutentag an einer Sepsis in einem Hamburger Krankenhaus. Die ghettoähnlichen Lebensbedingungen der Juden in Hamburg zu dieser Zeit und die mangelhafte medizinische Versorgung waren mit Ursache für die vermutlich zu spät erkannte Sepsis. Auf dem 1996 errichteten Mahnmal für die ermordeten Juden Jevers in der Frl. Marienstraße wird an ihn folgendermaßen erinnert: „Rudolf Gutentag – 1941 unbekannter Ort“.