Salomon Mendelssohn

4. Juni 1813 Jever – 11. Mai 1892 Braunschweig

Salomon Mendelssohn mit dem Ehrenkreuz des Großherzogs von Oldenburg, um 1875 (Sl. Budde)

Eltern: Moses Mendelssohn (1778 Horb – 1848 Jever), Gohla Mendelssohn geb. Schwabe

Wohnort in Jever: Schlachtstraße

„Um so nöthiger aber scheint mir die Vertheidigung und Beleuchtung der Turnkunst zu seyn, weil sie im Oldenburgischen noch so zu sagen in der Wiege liegt. – Und ich wage es zu behaupten, daß dies vorzüglich deshalb der Fall ist, weil man von der guten Sache theils die verschiedensten, theils aber auch die allersonderbarsten Ansichten hegt.“ (Salomon Mendelssohn: Worte über die Turnanstalt zu Jever. Ein Versuch zur Verbreitung der geordneten Leibesübungen. – Jever 1842;  S. 16)

Salomon Mendelssohn war ein Sohn der Kaufmannsfamilie Moses und Gohla Mendelssohn geb. Schwabe aus der Schlachtstraße. Im Unterschied zur Familie des jeverschen Textilkaufmanns Anton (Aaron) Mendelsohn schreibt sich der Familienname mit Doppel-S.  

Nach der jüdischen Schule von Jever besuchte Salomon Mendelssohn auf Initiative seines Vaters die Israelitische Freischule in Hamburg. Mit 19 Jahren trat er trotz geringer Aufstiegschancen als Jude in die Großherzoglich Oldenburger Infanterie ein und brachte es dort bis zum  Sergeanten. 1840 bekam er eine Anstellung als Inspekteur der Festungsstrafanstalt in Jever und heiratete Johanna Philippsohn, eine jeversche Kaufmannstochter.

Turnübungen für Jungen und Mädchen. Frauenturnen war um 1842 noch sehr ungewöhnlich. (S. Mendelssohn: Worte über die Turnanstalt zu Jever.- Jever 1842)

Zunächst in Eigeninitiative, widmete sich Mendelssohn der Förderung des Turnwesens und gab nebenberuflich privaten Turnunterricht im gesamten Jeverland. Er wurde der erste Lehrer für das – aufgrund seines Engagements – eingeführte Turnen am jeverschen Gymnasium. 1841 richtete er mit Unterstützung des Großherzogs  von Oldenburg einen Turnplatz in Jever ein, die erste Anlage dieser Art im Großherzogtum überhaupt. Turnplätze in Hooksiel, Sande, Sengwarden und Tettens folgten. Mit Fachaufsätzen und Büchern warb er für die Einführung des Turnens als Schulfach. Sein Erstling „Worte über die Turnanstalt zu Jever“ (1842) erschien  2010 im Isensee Verlag, Oldenburg“ in einer Faksimile-Ausgabe.

Der „Turn-Platz zu Jever“, um1841. Der Turnplatz wurde im „Herrschaftlichen Casernengarten“ errichtet. Hier befindet sich heute das Von der Vring-Haus des Mariengymnasiums. (Sl. H. Peters)

1844 berief der Großherzog Mendelssohn zum staatlichen Turnlehrer für die Schulen in Oldenburg  – ein damals beispielloser gesellschaftlicher Aufstieg für einen Juden. Auch in Oldenburg eröffnete Mendelssohn den ersten öffentlichen Turnplatz und leitete später den Bau der ersten Turnhalle in die Wege. Er unternahm Reisen durch Deutschland und die Schweiz, um sich an den führenden Einrichtungen weiterzubilden.

(Bibliothek des Mariengymnasiums)

Im Ruhestand siedelte er 1881 nach Braunschweig über, hier befindet sich sein Grab. Das Ehepaar Mendelssohn ließ seine Kinder taufen, Mendelssohn selbst blieb Jude.

Die Mendelssohns aus Jever begründeten eine deutsch-jüdische Gelehrten- und Künstlerfamilie. Salomons jüngerer Bruder war der Lyriker  und Vormärz-Autor Joseph Mendelssohn (1817 Jever – 1856 Hamburg ). Zu den Nachkommen gehört der deutsch-britische Schriftsteller Peter de Mendelssohn, ein Biograph von Thomas Mann („Der Zauberer“, 1975). 2010 wurden die Sporthallen am Mariengymnasium nach Salomon Mendelssohn, dem „Turnvater von Oldenburg“, benannt.

Weitere Informationen im Artikel von Mareike Spiess-Hohnholz „Wie mit Salomon Mendelssohn (1813 – 1892) das Turnen nach Jever kam“

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