Trude (Gertrud) Luss geb. Weinstein

14. August 1908 Jever – 5. Juni 1998 Tel Aviv

Trude Luss in Jever, Juni 1986 (Foto H. Peters)

Eltern: Hugo Weinstein (1875 Jever – dep. 1941 von Hamburg nach Riga), Rosa Weinstein geb. Netheim (1878 Ottbergen – dep. 1941 von Hamburg nach Riga)

Trude Luss war eine kaufmännische Angestellte; Wohnort in Jever:  St. Annenstraße 9

Trude Luss absolvierte 1925 das Städtische Lyzeum Jever (Bleeker-Schule). „Obwohl ich die einzige Jüdin in der Klasse war, hatte ich nie unter Diskriminierungen zu leiden. Als Schülerin habe ich einige Male im Chor in der ev. Kirche mitgesungen.“ Danach besuchte sie die private Handelsschule Göpffahrt in Wilhelmshaven und trat danach in den Beruf ein. Von 1929 bis zur ihrer Entlassung als Jüdin am 1. April 1933 arbeitete sie bei Karstadt / Bremen.

„Meine Familie, die ich zu den Wochenenden oder meiner Ferien besuchte, besaß in der St. Annenstraße ein Haus, in welchem schon meine Großeltern gewohnt hatten. Das  Zucht- und Nutzviehgeschäft meines Vaters litt während der 1930er Jahre sehr unter dem Antisemitismus.“ Am 12.2.1936 heiratete sie in Jever den Warenhausfachmann Manfred Luss aus Bremen, die Feier fand im Hotel „Loheyde“ in Wilhelmshaven statt, da in Jever an Juden keine geeigneten Räumlichkeiten mehr vermietet wurden. Im Oktober 1936 emigrierte das Ehepaar nach Palästina.

In Tel Aviv führten die Luss bis 1963 zusammen ein kleines Warenhaus, danach arbeitete Manfred Luss (gest. 1986) als Textilvertreter. Kuraufenthalte führten das Ehepaar regelmäßig nach Bad Kissingen. In den 1960er Jahren besuchte es einmal  auch Jever und ging mit Erich Levy, den Trude Luss aus ihrer Jever-Zeit kannte, über den jüdischen Friedhof. „Aber unser früheres Haus habe ich mir nicht angesehen.“  Das holte sie – sichtlich bewegt – nach, als sie im Juni 1986 auf Einladung des Projekts „Juden und Jever“ in ihrer Geburtsstadt weilte und vom Bürgermeister im Rathaus empfangen wurde.  Sie erzählte von den beiden Söhnen, die als Chemieprofessor bzw. Ingenieur der Bell Corporation in den USA Karriere machten. Trude Luss  starb 1998  in einem Altenheim in Tel Aviv, in dem auch Freunde und Freundinnen mit gemeinsamen Erinnerungen – bis in die 1920er Jahre zurück – lebten.

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