Ludwig Mendelsohn

1857 Jever – 6. Dezember 1931 Jever

Ludwig Mendelsohn, um 1910 (Archiv H. Peters)

Eltern: Anton (Aaron) Mendelsohn (1821 Jever – 1901 Jever), Valesca Mendelsohn geb. Buchold (1832 – 1901 Jever); Ehefrau: Anna Hedwig Mendelsohn geb. Hertz (gest. 1938 Oldenburg)

Wohnort in Jever, St. Annenstr. 4

Ludwig Mendelsohn war Inhaber des 1863 von seinem Vater gegründeten, erfolgreichen Textil- und Modehauses „A. Mendelsohn“, Am Kirchplatz 18 und wohnte mit seiner Familie in der St. Annenstr. 4.

Das Ehepaar trat 1894 zum ev. Glauben über, die Kinder hatte es schon zuvor taufen lassen. Ludwig Mendelsohn war lange Mitglied des Magistrats (Stadtverwaltung) der Stadt Jever und ehrenamtlich u. a. im Vorstand des Handels- und Gewerbevereins Jever und im Deutschen Roten Kreuz tätig.  Er traf sich im exklusiven „Montagskegelclub“ mit den anderen Honoratioren der jeverschen Gesellschaft.

Anzeige JW 10. 7. 1912: Das elegante Unterkleid der Marke Biarritz war in Jever offenbar nur bei A. Mendelsohn zu haben.

Sein Textilhaus wirkte durch grafisch gelungene Anzeigen in Zeitungen, sorgfältig dekorierte Schaufenster und Modeschauen über Jahrzehnte weit  über Jever hinaus und beschäftigte zeitweise mehrere Kräfte zur Maßanfertigung. Von der liberalen Gesinnung des Inhabers zeugt die Ausstellung von Werken der expressionistisch ausgerichteten Künstlergruppe „Die Barke“ (der auch das jeversche Künstlerpaar Resi und Georg von der Vring angehörte) 1921  im Schaufenster am Kirchplatz. In der Folge der Wirtschaftskrise der Weimarer Republik ging das Traditionsgeschäft Anfang 1932 in Konkurs. Der NS-Antisemitismus verhinderte eine Weiterführung durch den Sohn Hans Mendelsohn. Von 1932 bis 2016 befand sich in dem Gebäude Am Kirchplatz das Textilhaus Reese.

Die jeverschen Mendelsohns stehen für die Assimilation jüdischer Bürger im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, während antisemitische Vorbehalte weiterhin bestanden. Ein Gesuch um Namensänderung wegen „mannigfachen Enttäuschungen und bitteren Kränkungen aus dem semitisch klingenden Namen Mendelsohn“ wurde 1907 vom Oldenburger Ministerium abgelehnt. Die Ablehnung verhinderte, dass der Sohn Erich Mendelsohn (1887 Jever -1942 Bremen) Offizier werden konnte, und führte zu dessen Jurastudium. Als Landesgerichtsrat in Oldenburg erhielt Dr. Erich Mendelsohn 1933 von den Nationalsozialisten Berufsverbot.  Die Kinder Anton Günther Mendelsohn (1884 Jever – 1944 Auschwitz) und Hans Mendelsohn (1891 Jever – 1945 Versenkung des Schiffs „Cap Arcona“) wurden Opfer des Holocaust.

Ausführliche Informationen zum Modehaus A. Mendelsohn im Internet-Artikel „Berliner Chic in der Kleinstadt Jever“ von Werner Menke

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