1847 Jever – 29. März 1932 Jever
Eltern: Isaac A. Schwabe (1816 Jever – 1903 Jever), Name der Ehefrau unbekannt
Wohnort in Jever: Schlachtstraße 21
O Heimath mein, o Jeverland!
Wie lieb´ ich deine Flur!
Von Adelsstolz, von Sklavenstand
Seh´ hier ich keine Spur;
Die Männer biedrer Friesenart,
Die Frauen schlicht und recht;
Und regen Fleiß mit Bildung paart
Ein kräftig, frei Geschlecht!Eins mit dem Kaiser, mit dem Reich
August Schwabe: „Hoch Jeverland!“, Strophen 3 u. 4; – Lied nach der Melodie von „Dem Land, wo meine Wiege stand“, Jev. Wochenblatt v. 28.6.1898
Schlägt uns das Herz so warm,
Als gute Deutsche sind wir gleich,
Sei einer reich ob arm.
Am Südoststrande steht erbaut
Der mächtig starke Port,
Wie keinen man noch je erschaut,
Als Vaterlandes Hort!
Der Uhrmacher, Lotterieeinnehmer und Heimatdichter August Schwabe unterhielt seinen Laden in der Schlachtstraße. Er war wie sein jüngerer Bruder, der Schneidermeister Moses Schwabe (1857 Jever –1942 Dortmund), Vorstandsmitglied der jeverschen Synagogengemeinde.
Beide Brüder galten als sehr belesen und gehörten 1877 zu den Gründungsmitgliedern des Bürger-Gesangvereins „Liederkranz“, in dem sich hauptsächlich Handwerker zusammenfanden. Der Verein pflegte im Gegensatz zu anderen Gesangvereinen in Jever in erster Linie das volkstümliche Lied.
August Schwabe schmiedete seine Verse als Liedtexte für seinen Verein, trug sie bei Festen vor und veröffentlichte sie im „Jeverschen Wochenblatt“ sowie in der Zeitschrift „Der Friese“, die der Heimatforscher Friedrich Wilhelm Riemann 1905 herausgab. Sein Talent wurde allgemein anerkannt. In seinen Bericht über die Einweihung des Neubaus des Mariengymnasiums nahm das Jev. Wochenblatt ein mehrstrophiges Gedicht Schwabes auf: „Nun öffnet weit die neuen Pforten, / Erhab´ne Wissenschaft zieh ein!“ (Jev. Wochenblatt, 10.8.1900)
Schwabes Gedichte sind Zeugnisse von Heimatbewusstsein, wie es im Jeverland des Wilhelminischen Kaiserreichs zum Ausdruck kam. Sie nehmen das in der Regionalliteratur weit verbreitete Bild des „freien Friesen“ auf. Schwabe kombiniert dessen Stärke, Gradlinigkeit, Ehrlichkeit, Fleiß und Bildung mit Vaterlandsliebe und Kaisertreue. Mit Stolz wird das benachbarte, massiv aufgerüstete Wilhelmshaven in dem Gedicht „Hoch Jeverland!“ als der „mächtig starke Port“ gerühmt.
Um 1900 gewann ein solches Heimatbewusstsein an politischer Bedeutung. Die Beschwörung von Althergebrachtem und die Betonung regionaler Verwurzelung versprach vielen von der rapiden Modernisierung der Gesellschaft verunsicherten Menschen Halt. Solche rückwärtsgewandte Orientierung ermöglichte jedoch die Ablehnung gesellschaftlicher Pluralität und wurde Bestandteil der Ideologie der völkischen Antisemiten.
Zur Feier des 50. Jubiläums des Vereins im Jahr 1927 verfasste Schwabe einen „Vorspruch“, der ein Zeugnis deutschnationaler Sicht auf die Krise der Weimarer Demokratie gibt: „Wir steh´n zusammen heute, Hand in Hand, / im Lied zu preisen Volk und Vaterland, / im Lied zu klagen Deutschlands heil´ge Not, / im Lied zu schwören Treue bis zum Tod“. (Festschrift Liederkranz. – Jever 1927)
Schwabe war mit Clara Schwabe geb. Israel (1868 Nakel / Preußen – 1941 Emden) verheiratet. Als Schwabe 1932 starb, war er für viele seiner Mitbürger kein „Friese“, sondern ein ausgegrenzter „Jude“, dessen Treue für „Volk und Vaterland“ nichts mehr galt. Die Nationalsozialisten ermordeten fast alle Verwandten Schwabes, darunter seinen Neffen Alfred Schwabe (1889 Jever – 1942 Riga), einen Frontkämpfer des 1. Weltkriegs.
Weitere Informationen über August Schwabe im Artikel von Werner Menke „Der jüdische Uhrmacher August Schwabe aus Jever als Autor der heimatbewegten Zeitschrift „Der Friese“ 1905“