Julius Schwabe: 29. Mai 1883 Jever – 28. Oktober 1941 Hamburg, Suizid vor Deportation
Eltern: Adam Isaak Schwabe (1861 Jever – 1903 Jever), Clara Schwabe geb. Israel (1868 Nakel / Preußen – 1941 Emden)
Sara Schwabe geb. Josephs: 22. Oktober 1888 Jever, am 15.7.1942 von Hamburg deportiert nach Theresienstadt, weiter deportiert am 6.10.1944 nach Auschwitz
Eltern: Joseph C. Josephs (1857 Jever – 1919 Jever), Rosa (Röschen) Wolf Josephs geb. Josephs (1861 Jever – 1906 Jever)
Wohnort in Jever: Albanisstr. 1
Julius Schwabe war Inhaber eines Schuh- und Textilgeschäfts mit Lotterieannahme in der Albanistraße 1. Die Wohnung der Familie befand sich im Obergeschoss.
Julius Schwabe und Henny Schwabe geb. Josephs (1888 Jever – 1944 Auschwitz) heirateten im September 1911. Die Ehe blieb kinderlos. Im Dezember 1918 kam Julius Schwabe aus dem Weltkrieg zurück nach Jever. Anfang der 1930er Jahre gehörte er dem Synagogengemeinderat an.
Schwabe war, wie auch sein enger Freund Hermann Gröschler, Mitglied der prestigereichen Nachbarschaftsvereinigung „Albani-Pütt“. Diese wandte sich 1933 abrupt von ihren beiden jüdischen Mitgliedern ab. Schwabe galt als musischer Mensch, reimte gerne im Stil von Wilhelm Busch und spielte gerne Skat.
In der Folge der NS-Boykottmaßnahmen ab April 1933 musste Schwabe 1937 das Geschäft schließen und das jeversche Haus Ende 1938 weit unter Wert verkaufen. Er zog mit seiner Ehefrau ins anonymere Hamburg, um sich hier als Schreibwarenhändler eine neue Existenz aufzubauen. Am 20. April 1937 registrierte die Jüdische Gemeinde die Schwabes als Mitglieder.
Der Neuaufbau der Existenz scheiterte Ende 1938 an den „Arisierungen“. Wegen mangelnder finanzieller Mittel aus Folge der Ausplünderung durch den NS-Staat führten auch die bis 1941 andauernden Auswanderungsbemühungen des Ehepaars nicht zum Erfolg. Nach Zwischenstationen kam es 1940 in dem „Judenhaus“ Brahmsallee 17, Hamburg-Eimsbüttel, unter und teilte sich dort mit Julius und Hedwig Gröschler aus Jever, die dort ihre Straßennachbarn gewesen waren die Wohnung.
Am 8.10.1941 schrieb Julius Schwabe an den Rand eines Briefs an den jüdischen Lehrer Hermann Hartog: „Viele Rheinl.[änder] und Berliner, so schreibt heute die Zeitung, sind nach Polen.“ (Sammlung Hepburn) Wenig später, am 25. Oktober 1941, fand dann die erste Deportation Hamburger Juden statt. In dieser Situation sah Julius Schwabe keinen Ausweg und beging am 28.10.1941 Suizid. Sein Abschiedsbrief ist überliefert: „Geliebtes Mutti-Herz. Ich bin oben auf dem Boden. Grüße die Kinder, […]. Drehe du den Gashahn auf, es ist kein Leben. Besser so. Ich danke Dir herzl. für alle, alle Liebe. Ich küsse dich innigst, Papi.“ (vgl. Sonja Zoder: Artikel Julius Schwabe auf www.stolpersteine-hamburg.de)
Die jetzt auf sich allein gestellte Henny Schwabe erhielt möglichweise Beistand durch ihre Schwester Elise Josephs geb. Josephs (1887 Jever – 1944 Auschwitz) und deren Ehemann Siegfried Josephs (1885 Jever – 1944 Auschwitz). Das Ehepaar hatte vor Hamburg in Oldenburg gewohnt. Henny Schwabe, zu diesem Zeitpunkt wohnhaft im „Judenhaus“ Beneckestraße 6, wurde am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt und von dort am 6. Okt. 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Ihre Schwester Elise, Schwager Siegfried und deren Sohn Claus (1925 Oldenburg – 1944 Auschwitz) wurden am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert.
Auf dem 1996 errichteten Mahnmal für die ermordeten Juden Jevers in der Frl. Marienstraße wird an Julius Schwabe und Henny Schwabe folgendermaßen erinnert: „Julius Schwabe – 1941 Hamburg“ bzw. „Henny Schwabe geb. Josephs – 1944 Auschwitz.“
Seit 2016 erinnern an der Hamburger Adresse Brahmsallee 17 Stolpersteine an das Ehepaar:
„HIER WOHNTE – JULIUS SCHWABE – JG. 1883 – GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET – FLUCHT IN DEN TOD – 28.10.1941“
„HIER WOHNTE – HENNY SCHWABE – GEB. JOSEPHS – JG. 1888 – DEPORTIERT 1942 – THERESIENSTADT – ERMORDET 1944 – AUSCHWITZ.“
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