Öffnungszeiten: Do 15-18 Uhr, Fr & Sa 11-14 Uhr
Ein interaktives Hörspiel über das Schicksal der jüdischen Frauen in Jever während des Novemberpogroms von 1938
Release der CD und Vortrag der Autorin
„Es ist der 10. November 1938 in Jever. Lieselotte Weinstein öffnet vorsichtig ihre Wohnungstür in der Bahnhofstraße 39. Vor ihr stehen sechs uniformierte Männer.“ So beginnt das interaktive Hörspiel über das Schicksal der jüdischen Frauen in Jever während des Novemberpogroms von 1938, das Gina Bremer aus Oldenburg erarbeitet hat. Die Absolventin des Studiengangs der Journalistik an der Jade-Hochschule hat es im Studio einsprechen lassen und stellt es Sonntag 10. November 2019 ab 11 Uhr im GröschlerHaus Jever, Gr. Wasserpfortstraße 19, der Öffentlichkeit vor.
Die Autorin hält sich in den 26 Minuten ihres Werks genau an die historischen Quellen, die ihr aus dem Archiv des GröschlerHauses zur Verfügung gestellt wurden. Im Mittelpunkt steht Lieselott Spitzer geb. Weinstein (1907 – 1999), die älteren Jeveranern als Lieselott Spitzer bekannt ist. Sie hat in Tonbandinterviews und Briefen die Verbrechen während des Pogroms geschildert. Interaktiv ist das Hörspiel deshalb, weil es dem Leidensweg der ins Gerichtsgefängnis verschleppten Frau folgt und an den einzelnen Stationen des Geschehens (Wohnhaus, brennende Synagoge, Rathaus, Gefängnis) abschnittsweise gehört werden kann. Ein Stadtplan von Jever liegt der CD bei.
Über die Situation der Frauen während des Pogroms, die nach einigen Stunden der Haft unter Bewachung wieder in die Wohnungen zurück konnten, ist bisher wenig berichtet worden. Meist geht es um die am 11. November 1938 ins KZ Sachsenhausen verschleppten Männer. Die Veranstaltung will diesen Mangel ausgleichen und einen Focus auf die Frauen, die ausgeraubt und erniedrigt wurden und sich um die Freilassung der Männer kümmerten, zu setzen. Gina Bremer kam auf die Hörspielidee, weil ihre Großeltern häufig über den Krieg, aber nie über die Situation der jüdischen Mitbürger gesprochen hatten. Sie möchte vor allem Jugendliche ansprechen. Deshalb hat sie die Informationen so in Szene gesetzt, dass kaum Vorabkenntnisse zum Verstehen der erschreckenden Gewaltverbrechen, die damals die Nationalsozialisten auf offener Straße verübten, notwendig sind.
Das Hörspiel und der Plan können bereits jetzt von der Seite des GröschlerHauses heruntergeladen werden, um sich, z.B. mit Smartphone und Kopfhörer ausgerüstet, vom Startpunkt Bahnhofstraße 39 auf die Spuren des Pogroms von 1938 zu begeben.
Der Eintritt ist frei.