Auch das Jahr 2021 stand für das GröschlerHaus Jever – Zentrum für jüdische Geschichte und Zeitgeschichte der Region – im Zeichen der Schließungen kultureller Einrichtungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Es war ingesamt nur sechs Monate – seit Juli 2021 – geöffnet. Mehrere geplante öffentliche Veranstaltungen zu zeitgeschichtlichen Themen mussten abgesagt bzw. verschoben werden.
2021 haben deshalb lediglich rund 500 Besucher – 35 Prozent des Nicht-Corona-Jahres 2019 – ihren Weg in die Ausstellungen und Veranstaltungen gefunden, darunter einige Schulklassen, Besuchergruppen aus dem kulturellen und sozialen Leben und erneut auch der Bundeswehr. Die Führungen erfolgen durch Mitglieder des ehrenamtlichen Arbeitskreises GröschlerHaus im Jeverländischen Altertums- und Heimatverein. Auch wurden drei Führungen über den jüdischen Friedhof in Schenum und durch das jüdische Jever angeboten.
Bis auf Weiteres ist die bereits im September 2019 eröffnete Ausstellung „Aufrüstung, Krieg und Befreiung im Jeverland: 1933 bis 1945“ zu sehen. Zu ihr ist ein Katalog erschienen, der die brennende Aktualität des historischen Themas durch das gewählte Format einer Tageszeitung betont. Gleichzeitig ist weiterhin eine Ausstellung über die 1938 von den Nationalsozialisten zerstörten jeversche Synagoge, auf deren Grundmauern das GröschlerHaus steht, unter dem Titel „Was blieb“ im östlichen Teil des Raums zusammengefasst. Als Besonderheiten werden die beim Umbau 2018 gefundenen Reste der Ruine von 1938, die Keller-Mikwe und seit kurzem ein vom Brand verschontes und jetzt restauriertes Fenster des Synagogenanbaus bzw. Schulraums präsentiert.
Das Gedenken an den Pogrom vom 9. November 1938, für dessen jährliche Organisation die Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit zuständig ist, fand 2021 unter großer Beteiligung der Bevölkerung vor dem GröschlerHaus statt.
Auch in den wenigen dafür zur Verfügung stehenden Monaten des Jahres 2020 besuchten Nachkommen jeverscher Juden die Marienstadt auf den Spuren ihrer Vorfahren. Durch persönliche Kontakte fanden weiterhin Fotos und Dokumente ihren Weg in das Archiv des Zeitgeschichtszentrums. Jüngst kam ein kurzer Film zum Vorschein, der die Ankunft eines Kindertransports in England Ende 1938 zeigt. Zu sehen sind auch Hans und Fritz Gröschler (Bob und Frank Gale) aus Jever. Neue Kontakte kommen meist über die Internetzeitschrift www.groeschlerhaus.eu des Arbeitskreises zustande. Die Mitarbeiter beantworteten 2021 außerdem eine Reihe von Anfragen aus dem In- und Ausland.
Auch im zweiten Corona-Jahr stieg die Besucherzahl der Internetzeitschrift www.groeschlerhaus.eu mit erneut fast 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. 51.000 Besucher mit 142.000 Aufrufen wurden gezählt – eine vergleichsweise stattliche Bilanz. Das Portal www.erinnerungsorte-friesland.de des Schloss-Museums ist mit der genannten Internetzeitschrift eng verbunden. Eine interaktive Landkarte der Erinnerungsorte in Friesland und rund 150 Informationsartikel sowie weitere Angebote zur Landesgeschichte stehen kostenfrei zur Verfügung. So sind z.B. sämtliche Tafeln der aktuellen Ausstellung im PDF verfügbar. Wegen des ungebrochen großen Interesses an Fritz Levy, dem letzten Juden Jevers, bietet das GröschlerHaus auch die Website www.fritzlevy.de an und arbeitet mit dem Portal www.woistfritz.de der Bremer KünstlerInnen Ariane Litmeyer und Jan Charzinski zusammen.
In der Reihe „Schriften zur Geschichte des Nationalsozialismus und der Juden im Landkreis Friesland“ kam im August 2021 im Rahmen einer Friedhofsführung die Informationsschrift „Der jüdische Friedhof von Jever“ von Anett Gottschalk und Hartmut Peters heraus. In der u.a. vom GröschlerHaus geförderten Reihe erschienen bisher dreizehn Titel. Holger Frerichs veröffentlichte hier 2021 die Biografie „Franz Fritsch (1910-1973), der Schindler von Bockhorn“.
Das GröschlerHaus erfährt nach wie vor große Unterstützung durch den Landkreis Friesland, die Stadt Jever, den Zweckverband Schloss-Museum Jever, das Schloss-Museum, den Jeverländischen Altertums- und Heimatverein und von vielen Förderern aus der Geschäftswelt, der Zivilgesellschaft und fast allen politischen Parteien. Ohne sie könnte die Geschichtsarbeit, die Arbeit für die demokratische Gegenwart und Zukunft ist, ideell und materiell gar nicht aufrechterhalten und weiterentwickelt werden.