Holocaust in der Ukraine – Geschichte und Erinnerung

Das Gröschler-Haus Jever lädt am 15.6. zu einer sehr interessanten Veranstaltung ein. Boris Zabarko, ukrainischer Historiker, der 2022 infolge des Ukraine-Kriegs mit seiner Familie nach Stuttgart floh, wird einen Vortrag mit anschließendem Gespräch zum Thema “Holocaust in der Ukraine – Geschichte und Erinnerung” halten. Herr Zabarko möchte dazu beitragen, dass der auf besonders grausame Weise durchgeführte Holocaust in der Ukraine in der öffentlichen Wahrnehmung nicht in Vergessenheit gerät. Die wenigen Überlebenden, die noch in der Ukraine leben, müssen, in der Regel hochbetagt, noch einmal um ihr Leben fürchten und fliehen. Jüdische Flüchtlinge suchen auch in Deutschland Zuflucht. Herr Zabarko, geboren 1935 in Kalininske (Ukraine), ist selbst Überlebender des Holocaust. Nur knapp entkam er als Kind dem Ghetto von Shargorod im Südwesten der Ukraine. Tief geprägt von seinen eigenen Erlebnissen, begann er, als zu diesem Zeitpunkt bereits renommierter Historiker, Anfang der 90iger Jahre umfangreiche Forschungen zur Shoa in der Ukraine. Er veröffentlichte über 200 Bücher bzw. Artikel, wie zum Beispiel die Bände “Nur wir haben überlebt. Der Holocaust in der Ukraine – Zeugnisse und Dokumente” und “Leben und Tod in der Epoche des Holocaust in der Ukraine. Zeugnisse von Überlebenden” (Hrsg. Margret und Werner Müller). Über viele Jahre hinweg hat Herr Zabarko Zeitzeugenberichte gesammelt und ihnen damit eine Stimme gegen das Vergessen gegeben. Zabarko zählt als einer der profundesten gegenwärtigen Holocaust-Forscher. Neben vielen anderen leitenden Tätigkeiten ist er seit 2004 Präsident der Allukrainischen Assoziation der Jüdischen KZ- und Ghettoüberlebenden. Im Jahr 2009 bekam er das Bundesverdienstkreuz. Für ihn ist die Erforschung des Holocaust, die Weitergabe von Erinnerungen der Überlebenden und die Arbeit gegen das Vergessen zur Lebensaufgabe geworden.  Seit Herr Zabarko in Deutschland ist, hat er bereits viele Vorträge zum Holocaust in der Ukraine gehalten. Er bezieht dabei sein eigenes Leben und Erleben mit ein und berichtet über die erschütternden Erinnerungen von Holocaust-Überlebenden. Abstrakte Zahlen werden mit dem unenedlichen Leid der Opfer in Verbindung gebracht. Die Besonderheiten des Holocaust in der Ukraine in ihrem ungeheuren Ausmaß kommen dabei ebenfalls zur Sprache. Im Anschluss an den Vortrag wird es Raum für Reaktionen, Betroffenheit und weitere Aussprache zum Thema geben. Herr Zabarko spricht Russisch und kaum Deutsch. Für Übersetzung ist durch die Anwesenheit eines Dolmetschers gesorgt.