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JEVER. (RED) Die Band „Andrae-Bahlmann-Harjes“ stellt in Jever ihr Grenzgänger-Projekt vor – und zwar am Samstag, 18. November, ab 20 Uhr. Dabei stehen zwei Grenzgänger aus Jever im Fokus: Fritz Levy und Oswald Andrae.
Iko Andrae und Eckhard Harjes sind aufgewachsen in Jever und kennen sich seit frühester Jugend. Gemeinsam spielten sie in verschiedenen Bandprojekten. Nun nahmen sie gemeinsam mit dem Schlagzeuger und langjährigen Weggefährten Andreas Bahlmann das Album „Grenzgänger Sessions“ auf, das sie den beiden Jeveranern Fritz Levy und Oswald Andrae sowie anderen Menschen aus Jever und Friesland widmen. Das Album erscheint im Herbst 2023 im FUEGO-Verlag Bremen.
Der Shoah-Überlebende Fritz Levy kehrte als „der letzte Jude von Jever“ in der Nachkriegszeit nach Jever zurück und wurde dort der persönliche Mahner an eine gerne vergessene Geschichte von Terror, Vertreibung und Massenmord an den jeverschen Juden. Diese wurden von Jeveranern an Jeveranern verübt. Vor allem durch Fritz Levy gelang die Aufarbeitung dieser schlimmsten, lokalgeschichtlich bis heute nachwirkenden Verbrechen an den eigenen Mitbürgern, weil er es verstand, die träge Nachkriegsgesellschaft immer wieder durch persönliche Attacken auf das Vergessene aufmerksam zu machen.
Oswald Andrae war ein niederdeutscher Lyriker, Erzähler und Dramatiker, er setzt sich in seinen Werken mit den Lebensumständen der Alltagsmenschen auseinander, auch mit Unterdrückung und Entrechtung, Widerstandswillen und alltäglichem Ankämpfen gegen Ungerechtigkeit. Die niederdeutsche Sprache aus unserer Region ist für ihn das eklatante Ausdrucksmittel für die seinen Protagonisten eigentümlichen Wünsche und Hoffnungen, nicht zuletzt für ihn selbst. Oswald Andrae und Fritz Levy waren befreundet.
Das Album „Grenzgänger“ enthält 16 Songs über Fritz Levy, Oswald Andrae und Jever. Musikalisch ist „Grenzgänger“ eine breite Mischung aus Alternative-Rock, -Blues, -Folk aus den Jahrzehnten der drei Musiker. Slide-Gitarren, Contrabass und starke Grooves prägen den Charakter von „Grenzgänger“. Das Album lebt von prägnanten Texten, die auf Hoch- und Plattdeutsch und Englisch, gesungen werden.
„Im Zentrum der Provokation“ erzählt zum Beispiel von einem ersten Besuch Mitte der 1970er-Jahre der damals jugendlichen Musiker in Fritz Levys Haus. „Am Brunnen vor dem Tore“ – ein Text von Oswald Andrae über ein Brunnenfest in Jever, bei dem nach dem Zweiten Weltkrieg die jüdischen Mitbürger nicht mehr dabei sind. Der Song „Wenn keiner hier ein Nazi war, dann war ich eben der einzige“ entstand nach einem Text von Fritz Levy, in dem er seine Situation in Jever in den 1950er-Jahren beschreibt. „Son of a son of Jever“ ist ein beeindruckender Blues von Stephen Josephs, dessen Vater als Sohn jüdischer Händler in Jever geboren wurde, und der im Lager Westerbork die Shoah überlebt hat.
Stephen Josephs spielt Flöte zu seinem Song. Und Colin Pohl, Sohn jüdischer Flüchtlinge aus Friesland, ergänzt „Son of a son of Jever“ mit einem Saxophon-Solo.
Neben Musik und Texten gibt es historische und aktuelle Fotos zu sehen. Zudem verkauft die Künstlerin Maria Hartenstein ihre Bilder von Fritz Levy. Der komplette Erlös davon geht als Spende an das Gröschler-Haus Jever.