Öffnungszeiten: Do 15-18 Uhr, Fr & Sa 11-14 Uhr
„Die achte Stimme” von Franz Elmauer, Wien 1930, wurde 1935 von den Nationalsozialisten verboten. Der Kriminalroman-Experte Mirko Schädel (Krimimuseum Jever) hat das kulturgeschichtlich wichtige, aber bis heute komplett vergessene Werk wiederentdeckt und jüngst in seiner Reihe „Krimimuseum Publisher“ als Band 23 neu aufgelegt.
Der stilistisch eindrucksvolle und nie langweilige Roman entwirft ein Sittengemälde der österreichischen Gesellschaft – während eine antisemitische Partei die Staatsmacht ergreifen will. Opfer der eiskalt geplanten Kampagne zur Erzeugung von Judenhass wird ein jüdischer Kleinhändler eines Städtchens bei Wien. Ihm wird mit allen Methoden der Desinformation der Mord an einer jungen Frau in die Schuhe geschoben. Die uralte, absurde Mär vom jüdischen Ritualmord soll von der eigenen kriminellen Verschwörung gegen die Demokratie und die Menschlichkeit ablenken.
Franz Elmauer gelingt es, durch geschickte Handlungsführung Spannung zu erzeugen und immer auf Temperatur zu halten. Derweil durchleuchtet er wie nebenbei die Absichten der Verschwörungstheorien gegen die Juden. Er zeigt auf, wie Opportunismus entsteht, wenn vorauseilender Gehorsam und Hoffnung auf den kleinen, persönlichen Vorteil Wissen und Gewissen ausschalten. Aber der Roman zeigt auch auf, wie Abhilfe funktioniert.
Es ist erstaunlich, dass ein solcher Roman bis heute unbekannt geblieben ist. Auch über Franz Elmauer ist – trotz aller Recherchen – gegenwärtig noch nichts Verlässliches bekannt. Möglicherweise handelt es sich um ein Pseudonym.
Der Roman ist bei der Lesung, über www.krimimuseum.de und das Krimimuseum, 26441 Jever, Am Kirchplatz 17 erhältlich.