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ABGESAGT WEGEN COVID-19: Robert de Taube und sein Überlebensbericht „Das offene Versteck“

So, 15.03.2020, 16:00

AUFGRUND DES COVID-19 FINDET DIESE VERANSTALTUNG AM 15.03.2020 NICHT STATT UND WIRD ZU GEGEBENER ZEIT NACHGEHOLT.

 

Robert de Taube im Jahre 1936.

Wer den Scheitelpunkt der Emanzipation der Juden in Wilhelmshaven und Umgebung sucht, wird ihn im Aufstieg der Familie de Taube finden. 1914 schien sie eine etablierte Größe in einer Marinestadt zu sein, die existentielle Bedeutung für Wohl und Wehe des Kaiserreichs besaß. Die Häuser der Kaufleute und Landwirte lagen mitten im Offiziersviertel der Stadt, gegenüber dem Marinestationsgebäude und dem Cologny-Denkmal. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 wurden die de Taubes diskriminiert, beraubt, ermordet oder in alle Welt vertrieben.

Von den de Taubes kehrte nur Robert de Taube (1896-1982) zurück. Er wollte sich seine Heimat nicht nehmen lassen. Er hatte auf abenteuerliche Weise im Berliner Untergrund überlebt. 1971 diktierte er seine legendenumwobene Lebensgeschichte einem Verwandten ins Mikrophon. Hartmut Peters, Mitglied unseres Arbeitskreises und Historiker, hat die erst vor zwei Jahren in Kentucky, USA, entdeckten Tonbänder ediert, wissenschaftlich kommentiert und unter dem Titel „Das offene Versteck“ im Verlag Fuego, Bremen, veröffentlicht. In einem Powerpoint-Vortrag stellt er nun das Buch vor und gibt einen Einblick in seine Recherchen, die ihn in viele Archive, aber auch in Berliner Stadtteile führten. Er spielt Tonbandausschnitte des Interviews vor, zeigt Fotos und sogar einen alten Super-8-Amateurfilm über Robert de Taube und das Horster Grashaus.

Die Kompakt-Kassetten mit dem Interview Robert de Taubes. Ein entfernter Verwandter fand sie 2018 in einer Schublade seines elterlichen Hauses in Lexington, Kentucky, USA.

In seinem Bericht schildert de Taube die Pogromnacht von 1938, seine Verschleppung in das KZ Sachsenhausen, die vergeblichen Bemühungen, ein rettendes Exilland zu finden, den Raub des Eigentums durch die Nationalsozialisten, die ihn 1940 nach Berlin vertrieben. Während die Deportationszüge nach Auschwitz rollten, nahm de Taube sein Versteck auf den Straßen der Reichshauptstadt und in den Waggons der Stadtbahn. Er fuhr kreuz und quer durch Berlin bis hin zu den grünen Vororten Beelitz und Bernau. Er handelte mit Gemüse, Obst und Kleidung, arbeitete als Gärtner und wechselte ständig seinen nächtlichen Unterschlupf. Töchter aus Nazi-Familien verliebten sich in ihn. Im Villenviertel von Grunewald fand er bei einer kunstsinnigen Witwe seine beste Bastion. Ohne mutige Unterstützer und einen „Schutzengel“ hätte er nicht überlebt, wie er es im Bericht ausdrückt.

Nach der Befreiung 1945 wollte Robert de Taube, ein begeisterter Landwirt, zum Erschrecken der neuen Besitzer sofort zurück auf den Gutshof der Familie bei Horsten. Er nahm den auszehrenden Kampf um die Wiedererlangung des geraubten Besitzes auf, der erst Jahre später beendet war.

Robert de Taube: Das offene Versteck. Bericht eines jüdischen Landwirts aus Ostfriesland, der in Berlin im Versteck der Menge den Deportationen nach Auschwitz entkam. Hrsg. u. eingel. v. Hartmut Peters. – Bremen: Fuego, 2019; 216 S., 40 Abb. 14,90 €, als E-Book 6,99 €; ISBN 987-3-86287-967-0

Details

Datum:
So, 15.03.2020
Zeit:
16:00

Veranstaltungsort

Gröschlerhaus
Große Wasserpfortstraße 19
Jever, 26441 Deutschland
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