Seit 1938/39 wurden die Juden durch Gesetze und Erlasse aus Mietverhältnissen bei Nichtjuden hinausgedrängt. Sie mussten bei Juden – so diese zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch Hausbesitz hatten, da sie gleichzeitig zum Verkauf gezwungen wurden – bzw. in von der Stadt bestimmten Häusern aus ehemaligem jüdischen Besitz unterkommen. „Arisch verheiratete“ Juden konnten zunächst in ihren Wohnungen bleiben. Dies führte zu einer Konzentration auf wenige Adressen, die in der Sprache der Nazis „Judenhäuser“ genannt wurden. Auch in Jever setzte der Prozess der Ghettoisierung ein, der aber nicht abgeschlossen wurde, da bereits Anfang 1940 alle Juden bis auf die in „Mischehe“ lebenden in die „Judenhäuser“ der Großstädte vertrieben wurden. Die Eigentümer mussten ihre Häuser im Eilverfahren verkaufen. Nicht verkaufte Häuser wurden von der Reichfinanzverwaltung eingezogen. [Vortrag: Die Vertreibung der Juden aus Jever in der NS-Zeit]
Auf der Basis einer Auflistung der Stadt Jever vom 16.9.1939 , die 36 von dieser Konzentration betroffene Personen umfasst, kann man sechs „Judenhäuser“ bestimmen, von denen heute noch vier erhalten sind.
- Mühlenstr. 4: Bernhard Josephs, Caroline Josephs, Emma Josephs, Siegmund Oss, Adolf Weinberg, Resie Weinberg, Wolf Weinberg
- Mönchwarf 1: Emma Cohn, Frieda Cohn, Netty Cohn, Rosalie Grünberg
- Mönchwarf 7: Moses Schwabe, Caroline Schwabe, Sophie Schwabe, Rudolf Gutentag, Salli Katz, Helene Klüsener
- Kaackstr. 7 (früher Osterstr. 7): Moritz Hoffmann, Johanne Hoffmann, Sara Hoffmann, Fritz Hoffmann, Hugo de Vries
- St. Annenstr. 9 (2012 abgerissen): Anna Weinstein, Hugo Weinstein, Rosa Weinstein, Werner Josephs, Erna Josephs, Paula Josephs, Julius Schwabe, Henny Schwabe
- Albanistr. 2 (ca. 1960 abgerissen): Julius Gröschler, Hedwig Gröschler, Esther Hartogsohn, Clara Schwabe
Weitere Adressen und Bewohner zum Zeitpunkt September 1939:
- Schlosserstr. 25: Nanni Levy ; Blaue Str. 1: Erna Hirche („arisch“ verheiratet), Käthe Haas; Blumenstr. 2: Erich Levy („arisch“ verheiratet).
Bis auf Werner und Erna Josephs, denen 1941 die Emigration in die USA gelang, die „arisch“ verheirateten Erna Hirche und Erich Levy sowie Caroline Schwabe und Clara Schwabe, die vor der Deportation starben, wurden alle hier aufgeführten Menschen Opfer des Holocaust. [Vortrag: Die Ermordung der Juden aus Jever durch das NS-Terrorregime]
Anfahrt (stellvertretend für alle Adressen zu diesem Erinnerungsort):