Margot Schwarz geb. Franz berichtet über ihre Verschleppung 1943 aus Friesland nach Auschwitz und das Schicksal ihrer Familie (Audio-Interview)

1960 ließ sich Margot Anita Schwarz geb. Franz in Häftlingskleidung fotografieren, um auf den fortbestehenden Antiziganismus und das unbeschadete Leben der Mörder hinzuweisen.
1960 ließ sich Margot Anita Schwarz geb. Franz in Häftlingskleidung fotografieren, um auf den fortbestehenden Antiziganismus und das unbeschadete Leben der Mörder hinzuweisen.

Das im Juli 1992 von Günter Heuzeroth und Christiane Iwolm geführte Interview entstand für einen am 16. August 1992 in der „Evangelischen Zeitung“ veröffentlichten Artikel und wurde für die Zwecke dieser Website unwesentlich gekürzt. Band 07 ist Tonspur einer Videoaufnahme auf dem Oldenburger Ziegelhofgelände von 1985. Das Interview führten G. Heuzeroth und Sylvia Wille.

 

Weitere Informationen:

Margot Anita Schwarz geb. Franz wurde am 10. September 1924 als Tochter von Margarete (Grete) Franz und N.N. Schawrenski in Berlin geboren und starb 2002 in Oldenburg. Im März 1943 verschleppte die SS sie, ihre seit 1929 mit dem Schausteller und Artisten Georg Frank verheiratete Mutter, den Ehemann und alle Geschwister nach Auschwitz. Die 18jährige arbeitete zu diesem Zeitpunkt in Varel in einer Schuhfabrik und wohnte bei ihrer Mutter und sechs weiteren Kindern im Alter zwischen vier und vierzehn Jahren in Zetel-Bohlenberge im Wohnwagen. Die Brüder aus der ersten Beziehung der Mutter hatten als Knecht auf einem Bauernhof in der Nähe bzw. bei einer Tante in Mitteldeutschland Logis. Georg Frank war nach Kriegsbeginn eingezogen worden, wurde aber wie alle anderen Sinti dann aus der Wehrmacht ausgeschlossen. Im März 1943 sah er seine Familie auf dem Bremer Schlachthofgelände wieder. Hier stellte die SS die Deportationen der nordwestdeutschen Sinti nach Auschwitz-Birkenau zusammen.

Frau Schwarz berichtet, wie die kleine Schwester Angela vergiftet, die Mutter von der SS erschlagen wurde und der Vater und die Geschwister umkamen. Im Sommer 1944 ermordete die SS die noch nicht liquidierten Insassen des sog. „Zigeuner-Familienlagers“ in den Gaskammern. Vor der Mordaktion, Mitte April 1944, war Margot Schwarz in das KZ Ravensbrück (Fürstenberg/Havel) und nach vier Wochen zur Zwangsarbeit in das KZ Flossenbürg (bei Weiden) verlegt worden. Zur Zeit der Befreiung des KZ am 24. April 1945 durch die US-Army befand sie sich auf einem Transport vom Außenlager Kraslice (Grasnitz) zum Stammlager, der auf die Ermordung dort abzielte und dem sie sich durch Flucht entzog. Sie schlug sich nach Oldenburg durch und schloss sich den Überlebenden der Familie Schwarz an, die sich wieder auf dem dortigen Ziegelhofgelände zusammenfanden. Sie fühlte sich sehr lange als einzige Überlebende ihrer Familie. Erst Jahrzehnte später erfuhr sie, dass die Brüder Erwin und Anton überlebt hatten. 1946 heiratete sie Friedrich Schwarz, der wie sie der Vernichtung in Auschwitz entkommen war.

Frau Schwarz berichtet außerdem über die sie lebenslang quälenden Angstzustände und die Diskriminierungen der Nachkriegszeit, zeigt den Interviewern ihre eintätowierte Häftlingsnummer und die schlecht verheilte Schädelfraktur, die sie im Juni 1943 von den Gewehrkolben der SS erhielt, als sie ihre Mutter vergeblich vor dem Erschlagen retten wollte.

Die Auschwitz-Tätowierungen von Therese Hauer und Z-3487 auf dem Arm von Margot Schwarz geb. Franz (Still aus dem Video von 1982)
Die Auschwitz-Tätowierungen von Therese Hauer und Z-3487 auf dem Arm von Margot Schwarz geb. Franz (Still aus dem Video von 1982)