23.08.2019

Neue Ausstellung "Aufrüstung, Krieg und Befreiung im Jeverland: 1933 – 1945" und Vortrag "Wie der Jazz unter die Nazis fiel"


Liebe Freunde des GröschlerHauses,

Sie können im GröschlerHaus eine neue Ausstellung anschauen, sie wird auch bald auf groeschlerhaus.eu zu sehen sein:

Aufrüstung, Krieg und Befreiung im Jeverland: 1933 – 1945

Eröffnung: 1. September 2019, 11 Uhr, GröschlerHaus Jever bis Ende August 2020
Anlass: 80. Jahrestag des Kriegsbeginns 1. Sept. 2019, 75. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus Mai 2020
Öffnungszeiten:
Dienstag und Freitag 10 – 12, Donnerstag 16 – 18:30 h regulär
& außerhalb der ständigen Öffnungszeiten für Schulklassen und Gruppen jeder Art über info@groeschlerhaus.eu

Vier Tage nach der Machtübernahme 1933 informierte Hitler die Reichswehr über den „Aufbau der Wehrmacht“. Hierauf müsse die gesamte Staatsführung eingestellt werden, denn das sei die „wichtigste Voraussetzung“ der „Wiedererringung der politischen Macht“ Deutschlands. Ziel sei die „Eroberung neuen Lebensraums im Osten und dessen rücksichtslose Germanisierung“ (Protokoll vom 3.2.1933).

Die Nationalsozialisten verwandelten Wilhelmshaven-Rüstringen und den Nordteil des Landkreises Friesland in die damals größte Baustelle der Welt. Kriegsschiffe und U-Boote, Rüstungsbetriebe, Hafenanlagen, Kasernen, Flugplätze, Flugabwehr, Luftschutzbunker, ein Lazarett, Verwaltungsgebäude, Straßen u.v.a.m. entstanden. Die aus dem ganzen Reichsgebiet herbeigeholten Arbeiter benötigten Wohnraum, der in Trabantenstädten wie z.B. Fedderwardergroden hochgestampft wurde.

Das Oberkommando der Kriegsmarine in Berlin störte sich nicht an Verwaltungsgrenzen. Zum 1. Juni 1936 schlugen die Planer Jever dem geplanten „Wohnsiedlungsgebiet Wilhelmshaven-Jeverland“ zu. 1936/37 baute die Oldenburgische Regierung der Amtsstadt Jever ein repräsentatives Amtsgebäude - Vorbereitung auf die zugedachte Rolle im Marinehinterland von Wilhelmshaven. Die militärische Großanlage „Fliegerhorst Upjever“ im Wald zwischen Jever und Schortens war neben der Befehlsstelle Nord der Reichsmarine in Sengwarden die zentrale Rüstungsmaßnahme im Jeverland.

Das „Tausendjährige Reich“ dauerte in der Region etwas länger als selbst in der Reichshauptstadt Berlin, die am 30. April 1945 kapitulierte. Am 6. Mai übernahmen Soldaten der 1. Polnischen Panzerdivision (im Rahmen der britisch-kanadischen Armee) kampflos Wilhelmshaven und Jever.

32 Schautafeln zeigen die 12-jährige NS-Zeit im Jeverland auf der Folie der allgemein-geschichtlichen Hintergründe; rund 300 regional bezogene Fotos, Dokumente und Zeitungsausschnitte aus verschiedenen Archiven dienen der Illustration. Sie schildern nicht nur die bauliche Seite der Aufrüstung, sondern auch die Erziehung zum Krieg in der Schule und die „Einstimmung“ der Bevölkerung durch die Maßnahmen und Ideologien der Nationalsozialisten. Weitere Themen sind u.a. Hitlers Kriegsrede am 1. April 1939 in Wilhelmshaven, der Bombenkrieg in Friesland, die Situation der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, Flugblätter der Alliierten, der Volksauflauf in Jever gegen die Verteidigung der Stadt vom 3. Mai und Informationen über die 1. Polnische Panzerdivision, die unsere Region nach vorausgehenden großen Verlusten vom Nationalsozialismus befreite.

Die Ausstellung wurde vom Arbeitskreis GröschlerHaus im Jeverländischen Altertums- und Heimatverein e.V. entwickelt und vom Grafiker Andreas Reiberg gestaltet. Hinzu kommen 10 Kurzfilme mit Zeitzeugen-Interviews und historischen Filmaufnahmen. Die aufwändige Schau wurde nur durch Spenden von Förderern möglich. Dafür unser herzlicher Dank!

Am 5. Sept. 2019 ab 20 Uhr hält Hartmut Peters im Schloss Jever einen Vortrag mit zahlreichen Fotos über „Die Militarisierung der Region Friesland / Wilhelmshaven und der Beginn des Zweiten Weltkriegs“. Peters stellt nicht allein die bauliche Seite der Aufrüstung dar, sondern geht auch auf die Erziehung zum Krieg in der Schule und die Vorbereitung der Bevölkerung auf den Krieg durch die Maßnahmen und Ideologien der Nationalsozialisten ein.

 

Vortrag „Wie der Jazz unter die Nazis fiel“

Am 17. September 2019 ab 19:30 Uhr hält Heiko M. Pannbacker im GröschlerHaus einen Vortrag mit viel Musik und Filmausschnitten über „Wie der Jazz unter die Nazis fiel“. Die berüchtigte Ausstellung „Entartete Musik“ von 1938 wurde von Hans Severus Ziegler zusammengestellt. Er wirkte nach dem Krieg als hochangesehener Lehrer auf der zum Landkreis Friesland gehörenden Nordseeinsel Wangerooge. Heiko M. Pannbacker ist Historiker und Jazzexperte.

 

 

 

 

 



Mit freundlichen Grüßen,
Hartmut Peters
(Redaktion von groeschlerhaus.eu)


GröschlerHaus - Zentrum für Jüdische Geschichte und Zeitgeschichte von Friesland - im Jeverländischen Altertums- und Heimatverein e.V. Jever