Robert de Taube: Das offene Versteck
Liebe Freunde des GröschlerHauses,
nach jahrelanger Recherche ist jetzt erschienen:
Robert de Taube: Das offene Versteck. Bericht eines jüdischen Landwirts aus Ostfriesland, der in Berlin im Versteck der Menge den Deportationen nach Auschwitz entkam. Hrsg. u. eingel. v. Hartmut Peters. – Bremen: Fuego, 2019; 216 S., 40 Abb. (Schriften zur Geschichte des Nationalsozialismus und der Juden im Landkreis Friesland – Nr. 6)
14,90 €, als E-Book 6,99 €; ISBN 987-3-86287-967-0; erhältlich bei Internethändlern wie z.B. amazon, im Buchhandel als Book on Demand; vorrätig im GröschlerHaus Jever und im Hofcafé Horster Grashaus
Robert de Taube starb 1982 mit 85 Jahren. Von 1919 bis 1973 hatte er als Landwirt das Horster Grashaus bewirtschaftet – mit Ausnahme der Jahre 1938 bis 1946. Schon lange vor seinem Tod war er für alle, die einmal von ihm gehört hatten, eine lebende Legende. In Berlin den ausgefeilten Plänen der nationalsozialistischen Mörder entkommen zu sein, im Chaos des Kriegsendes die geraubten Besitztümer zurückgefordert zu haben und inmitten der Täter und Mitläufer den größten Hof weit und breit erneut zu bewirtschaften, machte nur einen Teil seiner Bekanntheit aus. Diesen fast einzigen Holocaust-Überlebenden weit und breit machte zum Gespräch, was er zu Lebzeiten über die Nazi-Zeit erzählte - oder eher nicht erzählte. Es waberten die Gerüchte.
Nach langem Suchen kamen im Jahre 2018 in Kentucky, USA, drei Audio-Kassetten ans Licht. Auf ihnen schildert Robert de Taube ausführlich seine Überlebensgeschichte. Sie beginnt mit den Ereignissen der Pogromnacht vom 9. November 1938 auf dem Grashaus und in Neustadtgödens. De Taube berichtet anschließend von seiner Verschleppung in das KZ Sachsenhausen, von den vergeblichen Bemühungen, ein rettendes Exilland zu finden, und vom Raub des Eigentums durch die Nationalsozialisten, die ihn 1940 nach Berlin vertrieben. Während die Deportationszüge nach Auschwitz rollten, nahm er sein Versteck auf den Straßen der Reichshauptstadt und in den Waggons der Stadtbahn. Er fuhr kreuz und quer durch Berlin bis hin zu den grünen Vororten Beelitz und Bernau. Er handelte mit Gemüse, Obst und Kleidung, arbeitete als Gärtner und wechselte ständig seinen nächtlichen Unterschlupf. Töchter aus Nazi-Familien verliebten sich in ihn. Im Villenviertel von Grunewald fand er seine beste Bastion. Ohne mutige Unterstützer hätte er nicht überlebt.
Nach der Befreiung 1945 wollte Robert de Taube zum Erschrecken fast aller sofort zurück auf seinen Gutshof. Er nahm den langen Kampf um die Wiedererlangung des geraubten Besitzes auf. Sein Bericht zeugt von Klugheit und todesmutigem Rollenspiel in den Zeiten des Holocaust – und vom Preis, den die permanente Wachsamkeit vor der SS und im Land der Täter zu bleiben, forderten. Robert de Taube wollte sich seine Heimat nicht nehmen lassen.
Ohne die aktive Mithilfe von Verwandten und Freunden Robert de Taubes wäre das gesamte Projekt gar nicht erst angelaufen und natürlich niemals beendet worden. Die Publikation wurde durch Spenden- und Fördergelder an den Arbeitskreis GröschlerHaus möglich (Verlagszuschuss). Eine englischsprachige Ausgabe, herausgegeben von John Macgregor, ist in Arbeit
Mit freundlichen Grüßen,
Hartmut Peters
(Redaktion von groeschlerhaus.eu)