Filmvorführung „Tigersprung“ mit Autorengespräch
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir möchten Sie zu einer außergewöhnlichen Veranstaltung im Rahmen unserer Reihe „Erinnern und Einmischen – Zehn Jahre GröschlerHaus“ einladen.
„Tigersprung“
Animierter Dokumentarfilm (30 min, 2018)
Filmvorführung und Gespräch
mit Peter Rosenthal (Autor) und Marcus Seibert (Drehbuchautor)
Samstag, 13. April 2024, um 17 Uhr
GröschlerHaus Jever, Gr. Wasserpfortstr. 19
Eintritt frei!
Der Film „Tigersprung“ von Boaz Kaizman, Peter Rosenthal und Marcus Seibert ist ein Dokumentarkurzfilm im Graphic-Novel-Stil. Der Begriff „Tigersprung“ stammt aus dem Radsport und bezeichnet das kraftvolle Vorschieben des Vorderrads bei einem Zieleinlauf.
Im Film geht um die besondere Freundschaft des zur NS-Zeit sehr erfolgreichen Bahnradrennfahrers (Weltmeister 1932) Albert Richter mit dem jüdischen Radsportmanager Ernst Berliner aus Köln.
Der antifaschistische Profi-Sportler weigerte sich, den Kontakt zu seinem jüdischen Manager abzubrechen, den Hitlergruß zu zeigen und während der Radrennen das Hakenkreuz-Trikot zu tragen. Er versuchte aus Deutschland zu fliehen, wurde verraten und 1940 von der Gestapo ermordet.
Ernst Berliner überlebte die NS-Zeit versteckt in den Niederlanden. In den 1960er Jahren versuchte er, den Fall in Köln zur Anklage zu bringen, aber die deutsche Justiz weigerte sich, ein Verfahren zu eröffnen. Auch seine Kölner Mitmenschen lehnten ihn als „die Störung“ ab. Der verbitterte Ernst Berliner reiste ab mit dem Vorsatz, nie wieder nach Deutschland zurückzukehren.
2018 entstand der animierte Dokumentarfilm „Tigersprung“. Der international bekannte israelische Videokünstler Boaz Kaizman, der aus Rumänien gebürtige Kölner Arzt und Schriftsteller Peter Rosenthal und der Drehbuchautor Marcus Seibert haben die Nachfolgegeschichte der Ermordung Albert Richters in einem ästhetisch, filmisch und zeichnerisch anspruchsvollen Graphic-Novel-Dokumentarfilm rekonstruiert. „Tigersprung“ wurde 2018 beim Filmfestival in Herne mit der Goldenen Kurbel ausgezeichnet.
Am 9. November 2021 entschied der Rat der Stadt Köln, den Platz vor dem Kölner Radstadion nach Ernst Berliner und das Kölner Radstadion nach Albert Richter zu benennen. Der Film „Tigersprung“ war eine der Ursachen für diese posthume, längst überfällige Ehrung zweier antifaschistischer Freunde.
Der israelische Künstler Boaz Kaizman lebt seit 1993 in Köln. Seine Arbeiten werden in Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit gezeigt. Peter Rosenthal stammt aus dem Banat, kam 1974 nach Deutschland und lebt als Arzt und Autor in Köln-Ehrenfeld. Marcus Seibert lebt in Köln als freier Drehbuchautor für Film und Fernsehen, Schriftsteller, Übersetzer und Mitherausgeber der Filmzeitschrift „Revolver“.
Film und Filmgespräch sind Bestandteil der Reihe „Erinnern und Einmischen – Zehn Jahre GröschlerHaus.“ Der Arbeitskreis GröschlerHaus möchte mit der Veranstaltung auch für die Aufarbeitung der jeverschen Sportgeschichte durch die örtlichen Sportvereine werben. Der Eintritt ist frei.
Mit freundlichen Grüßen,
Hartmut Peters
(Redaktion von groeschlerhaus.eu)